Verein will Abriss der Hofstraße 17 verhindern

Ein Problem aus Sicht der Stadt: Das älteste Gebäude in Dürrmenz ist zwar historisch wertvoll, aber schwer vermittelbar

MÜHLACKER. Mit einem dringenden Aufruf wendet sich der Historisch-Archäologische Verein Mühlacker an die Öffentlichkeit – genauer: an potenzielle Investoren mit einem Sinn für Heimatgeschichte. „Ältestes Haus in Mühlacker soll abgerissen werden“, heißt es auf dem Informationsblatt, mit dem die ehrenamtlichen Denkmalschützer um Interessenten für das Gebäude Hofstraße 17 in Dürrmenz werben.

Das Kazenmaier-Haus steht auf Grundmauern, die vor der Brandschatzung von Dürrmenz errichtet wurden. Auch der Grundriss ist noch im ursprünglichen Zustand. Foto: DisselhoffÄußerlich unscheinbar, hatte das Objekt seinen wahren Wert erst im April 2011 im Zuge einer näheren Untersuchung durch den Archäologen Tilmann Marstaller offenbart, der die Sanierung des Dürrmenzer Ortskerns fachlich begleitet. Demnach ist die Hofstraße 17 das erste Gebäude, das nach der Verwüstung der Ortschaft durch Herzog Ulrich von Württemberg Anfang des 16. Jahrhunderts neu gebaut wurde. Datiert wird es auf 1504, und angesichts dieser langen Geschichte will der Historisch-Archäologische Verein einen drohenden Abbruch mit aller Macht verhindern.

Die Schlagzeile, mit der die ehrenamtlichen Mitstreiter die Aufmerksamkeit auf die Hofstraße 17 lenken, hält Bürgermeister Winfried Abicht für „sehr, sehr zugespitzt“, wie er auf Nachfrage erklärt. Doch gänzlich ausschließen will er einen Abriss, der längst nicht beschlossen ist, auch nicht. Immerhin habe die Stadt einige Anstrengungen unternommen, das Gebäude zu vermarkten, ohne dass sich ein konkreter Interessent gefunden hätte. „Die Besichtigungen haben jeweils gezeigt, dass das Gebäude nicht ganz einfach ist“, lässt Abicht durchblicken. „Das beginnt bei den Raumhöhen und endet mit der Aufteilung und dem baulichen Zustand.“ Will heißen: Zwischen dem ideellen Wert der Hofstraße 17 und dem realen Wert für einen künftigen Hausbesitzer, der gerne in zentraler Lage zeitgemäß wohnen würde, klafft eine Lücke. Eine umfassende Modernisierung wird als aufwendig angesehen, zumal der Denkmalschutz mitreden würde.

Dennoch hofft der Historisch-Archäologische Verein auf ein Happy End für das historische Kleinod, das nach Angaben des Vereins etwa 150 000 Euro („Verhandlungsbasis“) kosten würde. Für 160 Quadratmeter Wohnfläche erscheint dies nicht allzu hoch, und dennoch hält es die Stadt für falsch, die Tücken des Objekts zu verschweigen: „Der Preis war nie das entscheidende Kriterium, weshalb die Verhandlungen gescheitert sind“, macht Winfried Abicht klar. „Allerdings muss ein neuer Eigentümer wissen, worauf er sich bei einem vermeintlichen Schnäppchen einlässt.“

Das Anwesen, zu dem eine Scheune und Remise mit 145 Quadratmetern gehört, war im Zuge des Sanierungsprogramms in das Treuhandvermögen der Stadt aufgekauft worden, um die weitere Entwicklung im Dürrmenzer Ortskern voll in der Hand zu haben. Bevor sich die Hofstraße 17 als wertvolles Relikt erwies, war ihr Abriss tatsächlich ins Auge gefasst. „In städtebaulicher Hinsicht“, sagt Winfried Abicht, „steht das Haus an der falschen Stelle.“ Im Fall der Fälle, wenn trotz des Appells kein Investor mit einem schlüssigen und tragfähigen Konzept – ob Wohnen oder andere Nutzung – in Erscheinung treten sollte, könnten die alten Abrisspläne wieder aktuell werden. Angesichts der engen Sanierungsfristen steht für den Bürgermeister, der sich kein leerstehendes Gebäude im neuen Ortskern vorstellen kann, eines bereits fest: Allerspätestens bis 2013 muss die Entscheidung über das älteste Haus in Dürrmenz gefallen sein. So oder so.

(Mühlacker Tagblatt vom 24. Januar 2012, Text: Thomas Eier, Foto: Disselhoff)

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