Gnade fürs Kazenmaierhaus?

 Überraschende Wende im Ringen um das älteste Haus in Dürrmenz.

  • Bei einem Abriss des Gebäudes drohen der Stadt erhebliche Einbußen.

Paukenschlag im Gemeinderat: Ein Schreiben des Regierungspräsidiums  Karlsruhe hat im Mühlacker Rat am Dienstagabend für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. In dem Brief geht es um die Zukunft des Gebäudes an der Hofstraße 17 in Dürrmenz, das als ältestes Haus des Stadtteils gilt. Wörtlich heißt es dort: „Wir empfehlen der Stadt Mühlacker dringend, sich für den Erhalt des Gebäudes Hofstraße 17 zu entscheiden, um den Förderschwerpunkt in der Programmschreibung Rechnung tragen und die Chance wahren zu können, dass eine nochmalige Aufstockung der Finanzhilfe bewilligt wird.“

Die deutlichsten Worte als Reaktion auf das Schreiben fand der CDU-Fraktionsvorsitzende Günter Bächle. Er warf den Verantwortlichen im Regierungspräsidium Erpressung vor. Die Stadt Mühlacker bemüht sich derzeit um die mittlerweile dritte Aufstockung der Fördermittel für das seit zehn Jahren laufende Sanierungsgebiet Dürrmenz. In diesem Rahmen hatte sich ein Großteil des Gemeinderats für einen Abriss des so genannten Kazenmaierhauses ausgesprochen.

Machen sich seit Monaten für den Erhalt des Kazenmaierhauses stark: Wolfgang Rieger, Katja Jourdan, Manfred Läkemäker und Manfred Rapp (von links) vom Historisch-Archäologischen Verein in Mühlacker.

Das Haus an der Dürrmenzer Hofstraße 17 ist stark sanierungsbedürftig.Auch der Archäologe Tilmann Marstaller wies bereits auf den historischen Wert des Gebäudes hin.



Vermarktung vorantreiben

Diesen Gedanken scheint das Regierungspräsidium, das als übergeordnete Behörde über die finanzielle Förderung entscheiden muss, nun einen Riegel vorschieben zu wollen. Im Brief verweist die Behörde darauf, dass denkmalgeschützte Gebäude in Sanierungsgebieten nach Möglichkeit erhalten bleiben sollen.

Nach wie vor ist der größte Teil des Gemeinderats nicht dazu bereit, Geld für die Sanierung des ältesten Dürrmenzer Gebäudes in die Hand zu nehmen. Stattdessen regte der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Knapp an, das Haus vorerst stehenzulassen und weiterhin seine Vermarktung voranzutreiben. „Das Haus braucht einen Liebhaber“, rief Oberbürgermeister Frank Schneider den Ratsmitgliedern in Erinnerung.

Dieser Ansicht ist man auch beim Historisch-Archäologischen Verein (HAV) Mühlacker, dessen Mitglieder sich seit Monaten um den Erhalt des rund 500 Jahre alten Gebäudes starkmachen (PZ berichtete). „Über die neueste Entwicklung sind wir natürlich glücklich“, erklärt HAV-Mitglied Manfred Läkemäker. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Haus nun stehenbleibe, sei schließlich erheblich gestiegen. „Wir hoffen nun weiterhin darauf, jemanden zu finden, der sich dem Gebäude annimmt und es saniert“, so Läkemäker.

Bürgermeister Winfried Abicht schätzt im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“, dass man die Immobilie – wenn überhaupt – noch während des laufenden Sanierungsgebiets veräußern könne. Denn im Moment könnten für die Herrichtung noch Fördermittel beantragt werden. „Wenn sich bis nach der Sanierungsphase niemand gefunden hat, muss es legitim sein, darüber nachzudenken, was mit dem Gebäude passiert“, so Abicht. Gleichwohl räumte er ein, dass das Denkmalamt schon lange Bedenken in Sachen Abriss angemeldet habe. Dass nun auch die Sanierungsbehörde auf einen Erhalt drängt, würde den Stellenwert, den das Haus beim Regierungspräsidium habe, verdeutlichen. Dennoch habe die Stadt keine Verwendung für das Gebäude.

Das Kazenmaierhaus und die bisher vergeblichen Vermarktungsversuche werden in der nächsten Sitzung des Umweltund Technikausschusses am Dienstag, 6. November, erneut thematisiert – vermutlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.


Kazenmaierhaus

Das nach seiner ehemaligen Besitzerfamilie benannte Haus an der Hofstraße 17 in Dürrmenz gilt als das wahrscheinlich älteste Gebäude im Mühlacker Stadtteil. Erbaut wurde das Kazenmaierhaus wohl im Jahre 1504. Neben seinem Alter besticht das historisch wertvolle Kleinod auch durch spezielles Fachwerk. max

(Erschienen am 25. Oktober 2012 in der "Pforzheimer Zeitung - Region Mühlacker" · Ramona Deeg/Maximilian Lutz; Fotos: Lutz/PZ-Archiv - www.muehlacker-news.de)

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