Stolpersteine und Mahnwachen

Verlegung der Stolpersteine in Mühlacker
Verlegung der Stolpersteine in Mühlacker

 Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist. (Talmud)

Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das er 1992 startete. Durch kleine im Boden verlegte Gedenktäfelchen (10x10cm) aus Messing, wird an das Schicksal von Menschen erinnert, die in der NS-Zeit ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben worden waren. Die Stolpersteine werden vor den Häusern, in denen diese Opfer gelebt haben, in den Gehweg eingelassen. 75.000 dieser Stolpersteine wurden (Stand 2020) mittlerweile in Deutschland und in weiteren 25 Ländern verlegt.

Im Jahr 2009 wurden in Mühlacker auf Initiative des Historisch-Archäologischen Vereins Mühlacker e.V. elf Stolpersteine in Anwesenheit des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt. 2010 folgte die Verlegung von 7 weiteren und 2011 wurden zwei Steine für jüdische Berufsschüler verlegt.  Zusammen mit dem 2018 verlegten Stolperstein befinden sich in Mühlacker nunmehr 21 dieser Gedenksteine.

Hier gelangen Sie zu einer Bildergalerie mit Fotos von der Verlegung der Stolpersteine 2009 bis 2018, welche auch von der großen Anteilnahme der Bevölkerung zeugt.

Vor folgenden Gebäuden wurden Stolpersteine für die Opfer verlegt:


Ortsteil Adresse verlegt zum Gedenken an
Enzberg Dr. Simons-Str. 19 Karl Ernst Gössel
Lienzingen Herzenbühlstr. 34 Richard Bertis
Lomersheim Altes Rathaus. Mühlackerstr. 8 Maria und Paul Kreuz
Mühlacker Bahnhofstr. 33 Toni Simon
Mühlacker Enzstr. 88 Marthe Bracher
Mühlacker Löffelstelzweg 3 Friedrich Schwab
Mühlacker Schillerstr. 11 Mathilda und Theodor Hettler mit den Kindern: Anneliese, Ludwig, Friedrich, Theodor
Mühlacker Schulerweg 1 Alfred, Laura und Marianne Emrich
Mühlacker Schulstr. 43 Ernst August Stumm
Mühlacker Schulstr. UvD-Schule, Schulhof Bruno Fischer und Günther Schlorch
Mühlacker Steigstr. 9 Theodor Slepoj

Hier finden Sie einen Stadtplan, in welchem die Positionen der  Stolpersteine verzeichnet sind. Als informative Begleitung für das Aufsuchen der Stolpersteine hat der HAV eine ausführliche Broschüre erstellt, welche zu jedem Gedenksteine Hinweise enthält. Die Broschüre mit Grußworten des Schirmherrn der Stolpersteinverlegung, Herrn Oberbürgermeister Frank Schneider, und des Vorstandsmitglieds des Historisch-Archäologischen Vereins, Christiane Bastian-Engelbert, wurde von Schülern des Gymnasiums Mühlacker erarbeitet und weist auf alle verlegten Stolpersteine hin.Diese Broschüre können Sie von uns gegen eine Schutzgebühr erhalten.

Die Verfolgung hatte sowohl rassistische als auch weltanschauliche Ursachen. Betrachten wir die Opfer unter diesem Aspekt so finden wir Opfergruppen, die Roma und Sinti (2 Steine), Juden (7 Steine), politische Opfer wie Kommunisten (8 Steine), Euthanasieopfer (2 Steine), Homosexuelle und Zeugen Jehovas umfassen. Eine Person starb aufgrund von medizinischen Versuchen, ein anderer wurde als Befehlsverweigerer hingerichtet.

Mahnwachen

Dem HAV war es ein großes Anliegen, die Erinnerung an die Opfer stets wach und präsent zu halten. Aus diesem Grund organisiert und veranstaltet der HAV seit 2012 immer am 09. November eine Mahnwache an den Stolpersteinen. Zum Gedenken an die Opfer werden dort Kerzen entzündet, die Stolpersteine geputzt und die Erinnerung wach gehalten. Manchmal erzählen auch noch Zeitzeugen von ihren Erlebnissen. Eine Auflistung der Mahnwachen mit ihren Inhalten und begleitenden Programmpunkten können Sie hier nachlesen.


Im Anschluss an die Mahnwache findet eine ökumenische Gedenkfeier unter der Mitwirkung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde statt.

Bei dieser Gedenkfeier werden die Namen der Opfer verlesen. Zu deren Gedenken werden Kerzen entzündet und deren Namenskarten dazugestellt.

Die zeitliche Entwicklung der Repressalien dokumentiert eine Zeitliste, welche verlesen wird. Sie zeigt, dass in menschenrechtsverachtender Weise all denjenigen, die nicht in das krude Bild des Nationalsozialismus passten, die Lebensgrundlage entzogen wurde und sie gesellschaftlich ausgegrenzt und geächtet wurden.

Wir stellen fest, dass die Mahnwachen und Gedenkfeiern ein positives Echo in der Bevölkerung hervorrufen, was die jährlich steigenden Teilnehmerzahlen belegen. Auch Verwandte und Nachkommen machen sich auf die Spurensuche. Möglicherweise wurden durch die Stolpersteine und Mahnwachen auch andere motiviert, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Die nachfolgende Aufzählung belegen solche Ereignisse:


2009

Verlegung der ersten elf Stolpersteine mit Gunter Demnig in Mühlacker unter reger Beteiligung der Sponsoren und Vertretern der Kirchen, Politik und zahlreichen Bürgern.



2010

Im Jahr 2010 übernahmen Schülerinnen und Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums Mühlacker im Rahmen eines Seminarkurses für Geschichte und Kunst eine weitere Spurensuche, die ausführliche Archivarbeit, unterstützt von der Stadtarchivarin Marlis Lippik, Zeitzeugenbefragungen und Internetrecherchen erforderten.  Diese Ergebnisse wurden in der Ausstellung mit Biografien: „Näher als man denkt – Schicksale im Nationalsozialismus“ vorgestellt sowie in einem Flyer festgehalten, der die Namen der Opfer und die Orte der Verlegung aufzeigt.


 2011

Schüler der Ulrich von Dürrmenz-Schule und die Konfirmanden aus Dürrmenz engagieren sich bei der Verlegung der Stolpersteine bei der Schule.


2013

Ausstellung im Foyer des Rathauses über das Leben und Wirken von Alfred Emrich.


2017

Irina Slepaya  besucht Mühlacker auf der Spurensuche nach ihrem Onkel Theodor Slepoj. Der bewegende Zeitungsbericht im Mühlacker Tagblatt berichtet davon.



2018

Schüler des Theodor Heuss Gymnasiums in Mühlacker kreierten eine QR-Ralley, die den Weg der Opfersteine nachzeichnet. Die Unterlagen finden Sie hier: Teil 1 Teil 2.

Die Broschüre "Stolpersteine in Mühlacker" wurde anlässlich der Verlegung eines Stolpersteines in Enzberg neu erstellt.






 2019

Am Hilda-Gymnasium in Pforzheim haben sich die Schülerin Annsophie Schmidt und ihr Geschichtslehrer Martin Rühl, angeregt durch die Stolpersteine, auf Spurensuche begeben. Ziel war es die Geschichte und Schicksale jüdischer Schüler und Lehrer, welche das Hilda-Gymnasium während der Nazi-Zeit besuchten bzw. dort lehrten, aufzuzeigen.

Ursprünglich sollte eine kleine Broschüre das Ergebnis wiedergeben. Herausgekommen ist ein über 200 Seiten starkes Buch. Ein beindruckendes Dokument, welches das Unrecht zeigt, welches den Jüdischen Schülern und Lehrern widerfahren ist. Sie beschreibt die Willkür bei der Durchsetzung der Ziele der Nazi-Ideologie aber auch die Willfährigkeit der Durchführenden. Das Buch ist im Sekretariat des Hildagymnasiums erhältlich. http://www.hilda-pforzheim.de/

Wir haben für Sie - mit freundlicher Genehmigung der Autoren - einen Auszug aus dem Buch eingescannt, welches die Geschichte von Marianne Emrich als Schülerin und Dr. Fritzmartin Ascher als Lehrer beinhaltet, die beide mit Mühlacker eng verwurzelt sind.

Im Jahre 2020 wurde das Projekt fortgesetzt: Schülerinen des Hilda-Gymnasium machten sich auf Spurensuche: PZ 14.02.2020 Abtauchen in dunkle Vergangenheit. Hilda-Schüler recherchieren Schicksale. Einen Video-Beitrag auf Youtube über die Recherche in Zürich finden sie hier.


Weitere Information sind  aus dem Aufsatz „Opfer der NS-Herrschaft in Mühlacker 1933 bis 1945. Schicksale verfolgter und ermordeter Mitbürger“ entnehmbar. Er wurde in den Beiträgen zur Geschichte der Stadt Mühlacker 1997, Band 2: Historische Streiflichter 1596 bis 1945 veröffentlicht. Die Verfasserin war die Heimatforscherin Elisabeth Brändle-Zeile.

Die Stadt bietet für Interessierte Führungen zu den Stolpersteinen an. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an: https://www.muehlacker.de/stadt/bildung-freizeit/freizeit-tourismus/stadtfuehrung.php

Die Broschüre "Stolpersteine in Mühlacker" kann beim HAV angefordert werden unter info@hav-muehlacker.de.

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