Frauenkirche in Lienzingen

Bild der Frauenkirche von 2009

Weithin sichtbar am Kreuzungspunkt alter Durchgangsstraßen verweist der spitze Kirchturm als "Zeigefinger Gottes" auf die Zugehörigkeit zu den Zisterziensern in Maulbronn. Bei der kleinen Marienkirche aus dem ausgehenden 15. Jh. - einem Kleinod spätgotischer Baukunst -  soll ein für Augenleiden Heil bringender Brunnen, der noch gesucht wird, den Anlass für Wallfahrten gegeben haben.

Die Baugeschichte der Liebfrauenkirche ist noch nicht exakt erforscht. In der Kirche selbst finden sich einige Steinmetzzeichen, die sich aber der sicheren Einordnung entziehen. Die Beschreibung dieser Zeichen kann hier nachgelesen werden: Steinmetzzeichen der Frauenkirche zu Lienzingen


Ölgemälde von Louis Mayr 1840

Nahezu unbeschadet hat die Kirche die Kriegswirren der letzten 500 Jahre überstanden. Genutzt wird heute die Frauenkirche (ausführliche Bildergalerie) als Friedhofskapelle und wegen ihrer hervorragenden Akustik als Raum für die jährlichen Sommerkonzerte. Selten ist das mittelalterliche Raumgefühl so erfahrbar wie hier: Das dunkle Schiff mit dem hölzernen Tonnengewölbe und den eigentümlichen Malereien im Gegensatz zu dem hellen filigranen Chor mit dem kunstvollen Netzgewölbe.

Die Liebe zu dieser Kirche drückt sich auch in der Festschrift anläßlich des 500 jährigen Jubiläums der Frauenkirche im Jahre 1982 aus, wie auch die Beschreibung der Frauenkirche von Friedrich Wißmann in seinem Ortsbuch von Lienzingen aus dem Jahre 1970, das anlässlich der 1200 Jahrfeier von Lienzingen herausgegeben worden war.

Ablassbrief zugunsten der Wallfahrt zur Frauenkirche 1483

In einer Buchreihe, die als Kirchen-Kunstführer gedacht ist, werden die Lienzinger  Peters Kirche und die Frauenkirche beschrieben. Diese Beschreibung finden Sie hier.

Anm. zur Peterskirche: Der erwähnte Johann von Speyer war der letzte männliche Nachkomme des Grafengeschlechts der Zeisolf-Wolframe (siehe Vortrag), die zuletzt in Enzberg residierten. Die Schenkung der Peterskirche ist im Zusammenhang der Schenkung der St. Peterskirche in Mühlacker (Friedhof) zu sehen. Die Peterskirchen in Lienzingen und Lomersheim waren Filial-Kirchen der St. Peters-Kirche.

Wallfahrt am 15.08.1949 zur Lieben Fau in Lienzingen

Im Jahr 2019 erschien in der Reihe  Der Enzkreis - Historisches und Aktuelles, Band 16. herausgegeben vom Landratsamt Enzkreis. Pforzheim 2019  ein Beitrag über die Frauenkirche und ihre Geschichte. Im Beitrag findet auch die Geschichte einer Pietà Erwähnung, die dort ursprünglich aufgestellt war, dann als verschollen galt und die heute im Heimatmuseum ausgestellt ist.  Der Verfasser, Andreas Butz und die Mitwirkenden, Marlis Lippik und Günter Beck, sowie der Herausgeber Herr Konstantin Huber vom Kreisarchiv haben uns freundlicherweise die Erlaubnis zur Übernahme dieses Beitrages auf unsere Homepage gegeben. Vielen Dank.

Diesen lesenswerten Beitrag finden Sie hier: Wallfahrt und Marienverehrung in der Liebfrauenkirche Lienzingen

Die letzte Wallfahrt fand übrigens am 15.08.1949 statt. Pfarrer Braun hatte diese Wallfahrt organisiert, wovon das Bild zeugt.

Für die zunehmende Anzahl von zugewanderten,  katholischen Gläubigen wurde alle 14 Tage dort die Messe gefeiert. Pfarrer Braun meinte zu der Kirche:

" In Lienzingen steht uns die schöne, ehrwürdige Wallfahrtskirche unserer Lieben Frau im Friedhof zur Verfügung. Sie ist zwar sehr kalt. Manchmal sind Leichen in der Sakristei. Aber wir sind zeitlich wenigstens uneingeschränkt und können auch Christmette mit Weihrauch halten, da die Kirche im Eigentum der bürgerlichen Gemeinde steht."

Gegenstand der Marienverehrung war ein "Götz", der von Bilderstürmern des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Der "Götz" war eine aus Lindenholz geschnitzte, überlebensgroße Pietà. Die Reste - ein Torso ohne Köpfe - stand jahrhundertelang in der Sakristei und wurde dann im Heimatmuseum in Mühlacker beherbergt. In einer Kooperation des HAV mit der Stadt Mühlacker wurde eine Replik dieser Pietà unter der Rekonstruktion der fehlenden Partien durch einen Holzbildhauer gefertigt. Diese Replik wurde im November 2022 wieder in der Frauenkirche aufgestellt. Die Besichtigung der Kirche und der Pietà ist an folgenden Tagen möglich: Karfreitag (29.03.24), Museumstag (Mitte Mai, 29.05.2024), Maria Heimsuchung (7.7. 2024), Tag des offenen Denkmals (08.09.2024) und am Volkstrauertag (17.11.2024) jeweils von 14:00 bis 17:00.

Mehr über das Pietà-Projekt erfahren Sie hier!

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