Weithin sichtbar am Kreuzungspunkt alter Durchgangsstraßen verweist der spitze Kirchturm als "Zeigefinger Gottes" auf die Zugehörigkeit zu den Zisterziensern in Maulbronn. Bei der kleinen Marienkirche aus dem ausgehenden 15. Jh. - einem Kleinod spätgotischer Baukunst - soll ein für Augenleiden Heil bringender Brunnen, der noch gesucht wird, den Anlass für Wallfahrten gegeben haben.
Nahezu unbeschadet hat die Kirche die Kriegswirren der letzten 500 Jahre überstanden. Genutzt wird heute die Frauenkirche (ausführliche Bildergalerie)
als Friedhofskapelle und wegen ihrer hervorragenden Akustik als Raum
für die jährlichen Sommerkonzerte. Selten ist das mittelalterliche
Raumgefühl so erfahrbar wie hier: Das dunkle Schiff mit dem hölzernen
Tonnengewölbe und den eigentümlichen Malereien im Gegensatz zu dem
hellen filigranen Chor mit dem kunstvollen Netzgewölbe.
Die Liebe zu dieser Kirche drückt sich auch in der Festschrift anläßlich des 500 jährigen Jubiläums der Frauenkirche im Jahre 1982 aus, wie auch die Beschreibung der Frauenkirche von Friedrich Wißmann in seinem Ortsbuch von Lienzingen aus dem Jahre 1970, das anlässlich der 1200 Jahrfeier von Lienzingen herausgegeben worden war.
Im Jahr 2019 erschien in der Reihe Der Enzkreis - Historisches und Aktuelles, Band 16. herausgegeben vom Landratsamt Enzkreis. Pforzheim 2019 ein Beitrag über die Frauenkirche und ihre Geschichte. Im Beitrag findet auch die Geschichte einer Pietà Erwähnung, die dort ursprünglich aufgestellt war, dann als verschollen galt und die heute im Heimatmuseum ausgestellt ist. Der Verfasser, Andreas Butz und die Mitwirkenden, Marlis Lippik und Günter Beck, sowie der Herausgeber Herr Konstantin Huber vom Kreisarchiv haben uns freundlicherweise die Erlaubnis zur Übernahme dieses Beitrages auf unsere Homepage gegeben. Vielen Dank.
Diesen lesenswerten Beitrag finden Sie hier: Wallfahrt und Marienverehrung in der Liebfrauenkirche Lienzingen
Gegenstand der Marienverehrung war ein "Götz", der von Bilderstürmern des 16. Jahrhunderts zerstört wurde. Der "Götz" war eine aus Lindenholz geschnitzte, überlebensgroße Pietà. Die Reste - ein Torso ohne Köpfe - stand jahrhundertelang in der Sakristei und wurde dann im Heimatmuseum in Mühlacker beherbergt. In einer Kooperation des HAV mit der Stadt Mühlacker wurde eine Replik dieser Pietà unter der Rekonstruktion der fehlenden Partien durch einen Holzbildhauer gefertigt. Diese Replik wurde im November 2022 wieder in der Frauenkirche aufgestellt. Die Besichtigung der Kirche und der Pietà ist an folgenden Tagen möglich: Karfreitg, Museumstag (Mitte Mai), Maria Heimsuchung (2.7), Sonntag nach Maria Himmelfahrt (15.08) und am Volkstrauertag jeweils von 14:00 bis 17:00.
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