Eroberung des Kloster Maulbonns 1504 Augenzeugenbericht

Am 04. Juni 1504 ergab sich die Besatzung des Kloster Maulbronns dem Heer des Herzogs Ulrich von Württemberg und übergab ihm das Kloster.

Die Motivation zu diesem Heerzug ist vielfältig. Der Rahmen dazu war vordergründig der bayrisch-pfälzische Erbfolgekrieg, der auch Landshuter Erbfolgekrieg genannt wurde. Ruprecht, der Sohn des Kurfürsten Philip von der Pfalz, hatte sich entgegen des kaiserlichen Richtspruches die Herrschaft von Bayern-Landshut angeeignet.
Im Februar 1504 verhängte der Habsburger Kaiser Maximilian die Reichsacht über beide Pfälzer und löste damit den Kriegszug aus.

Ulrich wiederum war dem Kaiser verpflichtet, der ihn erst vor einigen Monaten als volljährig erklärt und damit zum Herrscher von Württemberg ernannt hatte. Er war zudem mit Sabina von Bayern verlobt, deren Vater Anspruch auf das strittige Bayern-Landshut erhob. Aber nicht nur die familiären Bindungen machten es ihm leicht den Heereszug zu unternehmen.

Vor ungefähr 40 Jahren, am 30. Juni 1462 war sein Großvater, Graf Ulrich V. von Württemberg der "Vielgeliebte“, in der Schlacht von Seckenheim im badisch-pfälzischen Krieg in Gefangenschaft des Pfalzgrafen Ludwig geraten, der die Vormundschaft über Philip – der jetzige Kurfürst- an sich gerissen hatte. Ein pikantes Detail ist dabei, dass die Mutter von Philip, Margarete von Savoyen, die dritte Frau Ulrichs des Vielgeliebten gewesen war.

Bedingung für die Freilassung Ulrichs war die Zahlung von 80.000 Goldstücken mit der entsprechenden Verpfändung von Ortschaften und Rückgabe einigen Pfälzer Besitzes, der durch Heirat an Württemberg gekommen war. Württemberg litt auch 1504 immer noch unter diesen Reparationsleistungen.

Maulbronn stand zu dieser Zeit unter der Schirmherrschaft des Pfälzer Kurfürsten und Maulbronn, Kloster des Speyrer Bistums, bekannte sich auch zum  Kurfürsten. Es fühlte sich dadurch so stark, dass es sich 1492 dem kaiserlichen Befehl widersetzte, seine Mauern und Befestigungen niederzuwerfen.

Der Zug gegen Maulbronn, dessen Besitz und Reichtum leicht einer Grafschaft entsprach, war also ein sowohl politisches als auch finanziell verlockendes Objekt. So brach Herzog Ulrich mit Unterstützung des Kaisers und seiner Verbündeten an Pfingsten 1504 Richtung Maulbronn auf und lagerte zwischen Illingen und Lienzingen bevor nach Maulbronn aufgebrochen wurde. Das Heer umfasste 1500 Reiter und 20.000 Mann. Zwei große Kanonen, die Murfel und die Rose, waren von Ulm und Nürnberg beigesteuert worden. Der Verlauf der Kriegshandlungen wurde mehrfach beschrieben. Nachfolgend können Sie  sich durch zwei Niederschriften ein Bild von diesem Heereszug machen:

Dr. Ludwig Heyd beschreibt 1841 in seinen Aufzeichnungen über das Leben Herzog Ulrichs die Eroberung des Kloster Maulbronn. Einen Auszug daraus finden Sie hier.

Wie die Maulbonner Mönche die Ereignisse erlebten, wurde in einem Brief des Priors von Pairis, dem Filialkloster im Elsass, an seinen Bruder beschrieben. Der Briefschreiber ist vermutlich Heinrich Töritz alias Henricus Toritz de Leonberg, der von 1480 bis 1504 Prior in Pairis war. Sein Bruder war Conrad Töritz aus Leonberg alias Conradus Leontorius (1460–1511), Mönch und Humanist, 1494 bis 1503 in Pairis, dann bis 1509 Beichtvater im Nonnenkloster Engental bei Muttenz (Basel Land). Er war befreundet mit Johann Reuchlin und anderen Humanisten seiner Zeit (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Conrad_Leontorius ).

Dieser Brief stammt aus dem staatlichen Landesarchiv, (Hauptstaatsarchiv Stuttgart A502 Bü10, http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-1318869 , dem wir für die Erlaubnis der Veröffentlichung danken. Das lateinische Dokument können Sie hier ansehen und lesen.

Unserem Mitglied A. R. danken wir sowohl für die (hier zu lesende) Transkription als auch der (hier zu lesende) Übersetzung des nicht ganz einfach zu bearbeitenden Textes.

Zu den aufgezählten zerstörten Dörfern muss wohl auch noch Niederhofen - gegenüber von Lomersheim an der anderen Enzseite gelegen-  dazugezählt werden. 1503 findet sich noch eine Erwähnung von Niederhofen, danach nicht mehr.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen