An die 400 Arbeiter bearbeiteten das Holz in der Anlage beim Zusammenfluss von Enz und Eyach. Sein soziales und auch wissenschaftliches Förderer-Engagement, das seiner Frau und insbesondere später dann auch seiner Schwiegertochter Addie lässt sich heute noch an vielen Stellen in Höfen ablesen. Der Bauplatz für eine neue Kirche wurde gestiftet, das Schulhaus und vieles mehr. Das Naturkundemuseum in Frankfurt erhielt immer wieder namhafte Zuwendungen.
Doch der ganze und wohl auch immense Wohlstand nutzte nichts; über der Familie stand kein guter Stern. Die Frau stirbt in schon jungen Jahren, zwei Kinder und Schwiegerkinder folgen ihr in ebenfalls jungen Jahren nach und lediglich der älteste Sohn bleibt im Geschäft und mehrt den Reichtum.
Sichtbarer Beweis hierfür ist das von ihm errichtete prächtige Wohngebäude neben dem Gasthof Ochsen, wo heute unter anderem das Höfener Trauzimmer untergebracht ist, die Villa Commerell. Auch als Veranstaltungsort zahlreicher Kulturevents sind die großzügigen Räume der Villa sehr gefragt, die im Übrigen ansonsten Hotelzimmer vom Hotel Ochsen bietet. Der Bau soll seinerzeit rund eine Million Goldmark gekostet haben. Umgerechnet auf die heutige Kaufkraft wären dies gut und gerne 10 Millionen Euro.
Die
Villa wurde um die Jahrhundertwende vom damals sehr gefragten Architekten Weihrether, einem Verwandten des Bauherrn geplant und errichtet. Dessen
bekanntestes Bauwerk in Baden-Württemberg ist wohl die Villa Reitzenstein in
Stuttgart, heute Amtssitz des Ministerpräsidenten. Und bei der
baden-württembergischen, beziehungsweise damaligen württembergischen Regierung
und ihren Landtagen, schließen sich denn auch familiäre Kreise. Carl Commerell
machte dann politische Karriere als Kommerzienrat und Abgeordneter für die
Deutsche Partei im württembergischen Landtag. Seine Ur-Urenkelin Stefanie
Seemann, geborene Knöller, ist heute ebenfalls Mitglied des
baden-württembergischen Landtages.
Eine weitere Parallelität ist der Umstand, dass der Vater von Stefanie Seemann, Ulrich Knöller lange Jahre Leiter der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Mühlacker war, also in die Fußstapfen seines Großvaters getreten war. Jener Ferdinand von Steinbeis hatte im Übrigen engste familiäre und wirtschaftliche Beziehungen zum Höfener Holzadel und zur Familie Commerell, war er doch Gesellschafter und Schwieger-Opa in dieser Dynastie.
Der Rest der Familiengeschichte ist schnell erzählt:
Zu Carl Commerell ist zu berichten, dass seine Enkel die Pflicht hatten, den Niedergang der Firma zu verwalten, denn die aufkommende Eisenbahn führte auch im Enztal zum Rückgang des Holztransportes auf dem Wasser.
Betriebe mit Schienenanschluss waren nun klar im Vorteil. Nur durch die Umstellung der Wassernutzung von Holzsägerei auf Stromproduktion konnte sich das Familienunternehmen noch wirtschaftlich halten. Ein Schicksal, das auch der hiesigen Mühle der Familie Bauer im einstigen Mühlehof, beschieden war.
Um 1902 fuhr schließlich das letzte Floß von Höfen aus enzabwärts.
Eine Ur-Urenkelin von Carl Commerell (die letzte von zweien) lebt noch mit Familie in Tübingen, die andere in Berlin, der Rest ist weitestgehend unbekannt. Bei einem Besuch dieser letzten Nachfahrin des Carl Commerell in Tübingen stellte sich heraus, dass es im Leben der Commerell-Familie auffallend viele Begebenheiten und Details gibt, die in dem vor wenigen Jahren erschienenen Roman „Beerensommer“ den Rahmen zu einer Handlung geben, die im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Sägereifamilien des Schwarzwaldortes Calmbach spielt. Ob es Zufall ist oder gute Recherche der Autorin sei dahingestellt. Jedenfalls lässt sich mit wenig Fantasie das Leben der Familie Knöller/Commerell dort unterbringen.
Unser
Ehrenbürger Karl Knöller wurde früh Witwer, seine Frau hinterließ ihm drei
Söhne und zwei Töchter. Durch Verheiratung der Kinder kamen so ortsbekannte und
honorige Namen wie Honold (Apotheker) und Scholtz (Studienrat) zur
Verwandtschaft; man blieb also hier im Wesentlichen unter seinesgleichen.
Ein
Sohn wanderte nach Brasilien aus, wo er, von Beruf Pilot in der zivilen
Luftfahrt, seit dem zweiten Weltkrieg als verschollen gilt.
Ein
weiterer Sohn suchte nach dem Krieg sein Heil in Franken, wo er eine
ansehnliche Baufirma aufbaute und die Tochter Maja kann man durchaus als ein
Dürrmenzer Urgestein bezeichnen. Die Handarbeitslehrerin bewohnte zusammen mit
ihrem Vater das Jugendstilhaus in der Obere Königstraße, wo sie diesen bis zu
seinem Tod pflegte.
Der
letzte Sohn, ebenfalls mit Vornamen Karl, kam nach einer langen Irrfahrt nach
Kriegsende aus russischer Gefangenschaft zu Fuß über China letztlich nach
Deutschland, wo der verschollen geglaubte schon lange als bereits verstorben
galt. Seine Schilderungen dieser Odyssee könnten die Blaupause zum bekannten
Drama „Soweit die Füße tragen“ sein.
Wieder in Mühlacker gründete er eine Werkstatt für Kunststoffprodukte und machte sich einen bescheidenen Namen als Hersteller von Toilettensitzen und anderen Gebrauchsgegenständen aus dem damals sehr bekannten Kunststoff Bakelite. Sein Sohn Ulrich „Utz“ Knöller war der Leiter der Berufsschule. Dessen Schwester Marianne verstarb in sehr jungen Jahren kurz nach der Nazizeit unter ungeklärten Umständen in einem Krankenhaus.
Zu dem Commerell‘schen und dem übrigen Höfener Holzadel ist noch nachzutragen, dass es auf dem dortigen Friedhof eine gesondert gelegene Abteilung mit besonders auffälligen, da prächtigen Grabmalen gibt. Es sind die Gräber der ehemals reichen Holzfamilien, die sich hier ein letztes sichtbares Zeichen ihrer Wichtigkeit gesetzt hatten.
Die Geschichte des Mühlacker Ehrenbürgers Knöller war in seinem Geburtsort Höfen bis vor wenigen Jahren nicht bekannt. Erst durch einen Besuch von Stefanie Seemann vor wenigen Jahren bei einem Höfener Ortshistoriker wurde man dort auf diesen Mann aufmerksam. In einem neu erschienenen Band über die Geschichte von Höfen ist ihm ein Kapitel gewidmet, ebenso wie dem ehemaligen Höfener Ferdinand von Steinbeis, nach welchem die Schule benannt ist, an welcher der Enkelsohn Ulrich Knöller später Schulleiter war.